Lesung des Autors Burak Yilmaz aus seinem Buch „Ehrensache – Kämpfen gegen Judenhass“ vor Wülfrather Schülerinnen und Schülern

„Der Kampf gegen Rassismus und Antisemitismus beginnt im eigenen Kopf“, sagt Burak Yilmaz, der als Deutscher mit türkisch-kurdischer Migrationsgeschichte in Duisburg aufgewachsen ist. Sein Bildungsweg – katholisches Elitegymnasium, Koranschule, Universität.

Am Donnerstag und Freitag hielt der Autor Burak Yilmaz vor Schülerinnen und Schülern in der Sekundarschule Schule am Berg und am Städtischen Gymnasium in Wülfrath und der Grundschule Ellenbeek einen Vortrag zum Thema Antisemitismus und Islamismus. Die Bürgerstiftung Wülfrath hatte sich im Sinne des Projektes „Wülfrath zeigt Haltung – Demokratie fördern“ für alle Schulen in Wülfrath bemüht, den Autor für Vorträge mit anschließender Diskussion zu gewinnen. 

Finanzieren konnte die Stiftung die Veranstaltungen durch Zuwendungen des Bundesprogramms „Demokratie fördern. Vielfalt gestalten. Extremismus vorbeugen“, dessen Ziel es ist, ziviles Engagement und demokratisches Verhalten auf der kommunalen, regionalen und überregionalen Ebene zu fördern.

Yilmaz schilderte in den Lesungen sein Aufwachsen in einem Duisburger Arbeiterviertel, in dem er rassistische Anfeindungen und Ausgrenzung, aber auch Gewalt und Hass innerhalb migrantischer Communitys erfuhr. Um Diskriminierung aktiv entgegenzutreten, beschloss er, sich als Sozialarbeiter für benachteiligte Jugendliche in seiner Stadt einzusetzen. Dabei rückte der Kampf gegen antisemitische Vorurteile, die er sowohl in der deutschen Mehrheitsgesellschaft als auch unter muslimischen Jugendlichen erlebte, zunehmend in den Mittelpunkt seiner Arbeit. Als Reaktion auf den Antisemitismus in seinem Jugendzentrum organisiert er Fahrten nach Auschwitz mit muslimischen Teenagern. 

„Das waren spannende Diskussionen mit den Jugendlichen und anregende Momente bei einer guten Atmosphäre. Leider war die erste Lesung überschattet von den antisemitischen Schmierereien an der Schule, die ich dann lange mit den Schülern thematisieren und auffangen konnte. Ihnen Sicherheit zu vermitteln und wie wichtig Zivilcourage ist, lag mir an dem Morgen besonders am Herzen. Insbesondere von dieser Schule kam die Rückmeldung, wie wichtig dieses Gespräch war und den Schülern Orientierung und Halt gab, nachdem der ganze Schulhof voll mit diesen Schmierereien war“, berichtet Yilmaz der Bürgerstiftung nach den Lesungen.

„Dass Angriffe auf Demokratie und Rechtstaatlichkeit eine dauerhafte Herausforderung für die gesamte Gesellschaft sind, offenbart sich mit diesen antisemitischen Schmierereien, die nicht nur am Schulhof vor den Lesungen, sondern jetzt auch noch am Ehrenmal im Wülfrather Stadtpark“, zeigt sich Sabine Timmermann, Vorständin der Bürgerstiftung, sehr betroffen. „Diese schrecklichen Vorfälle zeigen, wie wichtig die Stärkung einer lebendigen, vielfältigen demokratischen Zivilgesellschaft vor Ort ist.“

Zur Person

Burak Yilmaz, 1987 als Sohn türkisch-kurdischer Eltern in Duisburg geboren, lebt als

selbstständiger Pädagoge in seiner Heimatstadt. Er initiierte u.a. das Projekt Junge Muslime in Auschwitz und leitet die Theatergruppe Die Blickwandler. Für sein vielfältiges Engagement gegen Antisemitismus und für eine inklusive Erinnerungskultur bekam er aus den Händen Frank-Walter Steinmeiers das Bundesverdienstkreuz verliehen.

»Ein engagierter Experte für Antisemitismus, Erinnerungskultur und Islamismus.

Jedes Jahr fährt er mit jungen Muslimen nach Auschwitz, um die Folgen von Rassismus zu verdeutlichen. Seine Arbeit macht deutlich: In Deutschland gibt es kein Ende des Erinnerns.« Frank-Walter Steinmeier